Internetpornografie – in der Lebenswelt unserer Jugendlichen kein Tabu
Eltern stellen sich hierbei oft die Frage, ab wann sich bei ihrem Kind/ ihren Kindern diese „Neugier“ nach sexuellen/pornografischen Inhalten entwickelt und ab welchem Alter sie besonders achtsam sein sollten. Hierfür können wir keine allgemeingültige Aussage treffen, da jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat und zudem auch das familiäre sowie soziale Umfeld eine bedeutende Rolle dabei spielen. Wichtig für Sie ist auch nicht genau den Zeitpunkt zu wissen, ab wann Ihr Kind beginnen könnte, diese Inhalte anzuschauen. Viel bedeutender ist es, dass Sie für Ihr Kind als Ansprechpartner offen sind und auch einem meist so schambesetzten Thema nicht aus dem Weg gehen, sondern das Gespräch suchen.
Dass sich Jugendliche mit sexuellen und/oder pornografischen Inhalten auseinandersetzen, ist normal und ein Teil ihrer Entwicklungsaufgabe. Sich mit der eigenen sowie auch der fremden Sexualität zu beschäftigen und dabei die Möglichkeit des Internets zu nutzen, gehört mittlerweile zum Erwachsenenwerden dazu. Im World Wide Web können Sehnsüchte und die eigene Neugier befriedigt, Orientierung gefunden oder auch erste Erfahrungen gesammelt werden („ wie geht das eigentlich?“).
Der Kontakt mit sexuellen Inhalten oder auch Pornografie im Internet muss nicht zwangsläufig zu beispielsweise abwegigen Sexualvorstellungen oder Vorstellungen vom Mädchen- bzw. Jungesein führen. Wichtig ist hierbei, die Rolle der Erwachsenen, vor allem die der Eltern. Damit Sie Ihrem Kind bei der Verarbeitung und Einordnung der medialen Inhalte eine Stütze sein können, haben wir in den nachstehenden Abschnitten folgende Informationen für Sie kurz skizziert:
- Wozu nutzen Jugendliche das Internet?
- Welche Rolle spielt die Sexualaufklärung im Internet?
- Und wie stehen Mädchen bzw. Jungen dem Thema Pornografie gegenüber?
Jugendliche und das Internet
Jugendliche nutzen das Internet vor allem:
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als Informationsquelle v.a. für die Hausaufgaben und Fragen, die sie interessieren, wie u.a. die Sexualität
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als Kommunikationsmittel vorrangig durch Online-Communitys und Messenger-Dienste
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zu Unterhaltungszwecken Musik/Radio hören, Filme anschauen, Computerspiele spielen
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zur sexuellen Sozialisation Erfahrungen mit Flirten und Pornografie
Quelle: Jugendsexualität im Internetzeitalter
Sexualaufklärung im Internet
Mädchen und Jungen im Jugendalter nutzen das Internet im Hinblick auf sexuelle Inhalte,
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auf der Suche nach Informationen über Sexualität und Sexualaufklärung Vor allem, wenn die ersten Erfahrungen mit der Sexualität sowie dem Thema Beziehung näher rücken, steigen das Interesse und der Bedarf an Informationen. Gesuchte Themen sind beispielsweise:
- sexuellen Praktiken (Stellungen, Oral- und Analsex)
- neue, noch nicht bekannte Begriffe (z.B. Fetisch, „Blow Job“)
- Verhütungsfragen (v.a. Mädchen)
- HIV, Aids, Geschlechtskrankheiten (v.a. Jungen)
- Schwangerschaftssymptome (in Notsituationen)
- Sexspielzeug
- Sexualität im Allgemeinen (sexuelle Entwicklung, Menstruation usw.)
- das andere Geschlecht (Befriedigung der Neugier)
- Erfahrungsberichte vom „ersten Mal“
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In diesem Zusammenhang ist auch das sogenannte Sexting zu nennen.
Was ist Sexting? Das Wort „Sexting“ setzt sich aus den Worten „Sex“ und „Texting“ zusammen. Über das Internet (Computer, Smartphones usw.) werden eigens erstellte freizügige/erotische Foto/Videos versendet und/oder getauscht, wobei diese auch gleichzeitig noch mit einem Kommentar versehen sind. Jugendliche nutzen gerne die Dienste „WhatsApp“ oder „Snapchat“ für ihre Aktionen.
Ziel ist es, eine Rückmeldung von dem Gegenüber zum eigene Körper/der eigenen Darstellung zu erhalten bzw. die eigene Sexualität zu entdecken.
Die Folgen dabei aber nicht immer im Blick, bereuen viele Jugendliche diesen Schritt nicht selten. Was einst z.B. als Liebes beweis für den Partner zählte, kann nach einer Trennung als „böse Waffe“ verwendet werden. Da aktuellen Studien zu Folge eher Mädchen als Jungen das „Sexten“ für sich entdeckt haben, sind sie auch eher von den unangenehmen Folgen dieser „Aktion“ betroffen (z.B. durch Cyber-Mobbing, weitere Verbreitung-Schamgrenze wird überschritten usw.).
Neben dem Versenden erotischer Fotos/Videos als Liebesbeweis, zählen auch das Flirten/ „sich online ausprobieren“ (z.B. im Chat) oder die „Mutprobe“ im Freundeskreis zu den häufigsten Gründen, warum Jugendliche sich zu derartigen Bildern hinreißen lassen.
Quelle: klicksafe.de, 2017
Das Internet als neuer Erfahrungsraum bietet viele Möglichkeiten für erotische Begegnungen. Die am häufigsten genutzte Variante spielt hierbei das Online-Flirten, das anfänglich als Experimentierfeld und im späteren Verlauf der Partnersuche dient. Verschiedene Kommunikationsmittel werden genutzt, um festzustellen, ob man zueinander passt und um immer wieder zu schauen, ob dieses Gefühl auch weiterhin Bestand hat. Sehr selten entstehen aus diesen Online-Begegnungen wirkliche Bekanntschaften, und noch seltener entwickeln sich unverbindliche Sexualkontakte (One-Night-Stands).
Das Internet bietet aus dem Blick der Jugendlichen- einen niedrigschwelligen Einstieg in die Welt der erotischen Begegnungen
- eine Probebühne für die ersten Erfahrungen mit den Regeln des Flirtens
- eine Positionierung von sich selbst und anderen auf dem Partnermarkt
- ein Testen der eigenen Attraktivität und Selbstinszenierung und das ohne unangenehme Kosten oder Folgen zu erwarten.
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zum Konsum von Pornografie „Pornos sind normal und Bestandteil des alltäglichen Medienkonsums“
An pornografische Inhalte zu gelangen, war noch nie so einfach und kostengünstig wie in der heutigen Zeit.
Quelle: Jugendsexualität im Internetzeitalter
Quellen
- Jugendsexualität im Internetzeitalter. Eine Qualitative Studie zu sozialen und sexuellen Beziehung von Jugendlichen:
https://publikationen.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=2894
(Herausgeberin: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 2013) - http://www.klicksafe.de/themen/problematische-inhalte/sexting/sexting-was-ist-das/ März 2017