Fallbeispiele aus verschiedenen europäischen Ländern
Žaneta
Sexting / Tschechien
Žaneta, ein 15 jähriges Mädchen aus Tschechien, fand über eine Online-Community einen Freund, der sie verstand und dem sie vertraute. Leider wurde aus dem engen Verhältnis ein Alptraum, der nun von der Polizei weiterverfolgt wird und bis heute nicht beendet ist.
Ein 15-jähriges Mädchen, Žaneta, entschied sich, das soziale „Netzwerk Gifyo“ auszuprobieren. Sie sprach gut Englisch, registrierte sich ohne Probleme und wurde aktiv in der Community. Eines Tages lernte sie Michel kennen. Michel war ein schöner, schlanker, schwarzhaariger Emo-Fan, 16 Jahre alt. Er kam aus Frankreich und benutzte aktiv das „Netzwerk Gifyo“, ebenso wie Žaneta. Auf seinem Profil veröffentlichte er regelmäßig verschiedene Fotos, auf einigen Fotos war er halbnackt. Er hat Žaneta auch den Link zu seinem Facebook-Profil geschickt. Michel begann, mit Žaneta zu kommunizieren. Sie tauschten immer intimere Fotos aus. Eines Tages schickte ihm Žaneta ihr eigenes Foto „oben ohne“, auf dem auch ihr Gesicht klar erkennbar war.
Michel forderte von ihr mehr Fotos. Žaneta lehnte das jedoch ab. Plötzlich änderte sich die Kommunikation: Michel drohte, dass er ihr Facebook-Profil haken und Kontakt zu ihren Eltern und Freunden aufnehmen wird, sollte sie ihm nicht weitere Fotos schicken. Er drohte weiterhin damit, ihre Fotos auf erotischen Webseiten zu veröffentlichen und das an ihre Freunden weiterzugeben. Žaneta glaubte ihm nicht! Deshalb veröffentlichte er die ersten 3 Fotos auf einem öffentlichen Cloude Storage – mit einem beschränkten Zugang. Dadurch wurde deutlich, dass die Erpressung durch Michel immer intensiver werden würde.
Žaneta kontaktierte die Beratungsstelle „E-Bezpečí“. Das Team „E-Bezpečí“ führte in Zusammenarbeit mit dem Team „Seznam.cz für Online Sicherheit“ eine Analyse durch. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass Michels Profile falsch waren – alle Fotos kamen aus ausländischen Emo-Portalen. Die von ihm benutzten IP-Adressen kamen nicht aus Frankreich, sondern aus anderen Ländern und werden oft zum Spam-Versenden benutzt. Žaneta hörte auf, mit Michel zu kommunizieren.
Michel versuchte, ihr Facebook-Profil zu attackieren. Er war immer noch auf der Freundesliste von Žaneta, hatte also den Zugang zu allen ihren Freunden. Er speicherte die Liste und attackierte das Konto wieder. Es gelang ihm nicht, ihre Zugangsdaten herauszufinden, und das Konto wurde automatisch gesperrt. Žaneta bekam eine E-Mail-Nachricht, dass jemand versucht, sich in ihr Konto anzumelden. Sie änderte ihr Passwort und blockierte Michel, der den Zugang zu ihrem Profil verlor.
Im Verlauf der ganzen Ermittlung blieben die Teams der Beratungsstellen im Chat-Kontakt mit Žaneta. Sie hatte große Angst, dass es zum Missbrauch ihrer Fotos kommt, sie traue sich nicht, die Erpressung bei der Polizei anzuzeigen oder sich den Eltern anzuvertrauen. Sie wollte nicht, dass die Eltern etwas von den Fotos erfahren. Jeden Tag hatte sie Angst davor, dass ihr der Angreifer eine Nachricht an ihre Eltern schicken könnte. Sie fühlte, dass er Macht über sie hat.
Michel versuchte, Žaneta über Skype, E-Mail und andere Internetdienste zu erpressen. Die Versuche, sie zu kontaktieren, finden noch heute statt. Mit dem Fall beschäftigt sich mittlerweile die Polizei.