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Fallbeispiele aus verschiedenen europäischen Ländern

Heleen - „schöne Brüste“
Sexting / Belgien

In ihrem jugendlichen Leichtsinn verschickte Heleen mit 15Jahren ein Bild ihrer Brüste an einen Jungen. Was dann geschah, hätte sie sich nie träumen lassen...

Meine Geschichte:

Es geschah, als ich 15 war und es hatte einen enormen Einfluss auf mein Leben...

Ich hatte mich in einen 14-jährigen Jungen verliebt und ich begann mit ihm zu chatten. Es war wünderschön mit ihm zu schreiben. Er war so einfühlsam und liebevoll zu mir. Eines Tages bat er mich während des Chattens um ein "sexy" Foto von mir. Er meinte damit ein Bild von meinen nackten Brüsten.

Da ich unbedingt mit diesem Jungen zusammen sein wollte, erfüllte ich ihm seinen Wunsch. Ich schickte ihm das gewünschte “sexy” Foto von mir. Und das war der Anfang eines Sturms, der erst Jahre später zur Ruhe kommen sollte.

Natürlich hatte ich mir so meine Gedanken gemacht, bevor ich ihm das Foto von meinen nackten Brüsten gesendet habe, aber es waren eben noch die unbedarften Gedanken einer 15 Jährigen. Ich dachte wirklich, dass er mich mag und dass er mich noch mehr mögen würde, wenn ich ihm das Bild schicke. Ich kannte ihn ja gut und deshalb kam ich auch nicht auf die Idee, dass er mein Bild an seine Freunde weiterleiten würde. Aber genau das tat er...

Wenige Tage später fuhr ich zur Schule, ein Junge radelte an mir vorbei und plötzlich rief er: "Eh Heleen darf ich deine Titten auch mal sehen!" Es war schrecklich, ich habe nicht reagiert und rannte weg. Ich fühlte mich so ausgenutzt und verraten. Warum hatte er das Foto seinen Freunden zugeschickt? Das Bild war doch nur für ihn bestimmt!

Als sich herausstellte, dass sich das Bild meiner Brüste rasend schnell im Internet verbreitet hatte, fühlte ich mich unheimlich traurig und war sehr deprimiert. Jeder in der Klasse sprach darüber und das Einzige, was ich tun konnte, war es zu leugnen. Denn zu meinem “Glück”, war mein Gesicht nicht auf das Foto zu sehen. So sah ich das Leugnen als meine einzige Möglichkeit, doch noch irgenwie aus dieser Sache herauszukommen. Doch jeder wusste es insgeheim. Diese Brüste gehören Heleen. Also haben sie weitergemacht, mir nachzurufen...

Eine Woche nach dem “Vorfall” holte mich unsere Vertrauenslehrerin aus der Klasse. Auch ihr gegenüber habe ich geleugnet, diejenige auf dem Bild zu sein. Es war einfach zu peinlich und zu beschämend. Weil ich schwieg, wurde dieses Schuljahr zur Qual. Aber ich wollte und konnte einfach nicht zugeben, dass ich das Mädchen auf diesem Foto bin. Es war so schon schlimm genug.

Viele fanden es anscheinend sehr lustig, hatten großen Spaß daran, darüber zu scherzen und zu spotten. Hätte ich gleich am Anfang gesagt: "Ja das sind meine Brüste, sind sie nicht schön!", dann wäre das Ganze wahrscheinlich schnell vorbei gewesen. Aber ich konnte einfach nicht...

Also machte ich mich auf die Suche nach einem anderen Weg, um mich wieder wohl zu fühlen und mein Ansehen wieder herzustellen. Ich fing an, mir teure Kleidung zu kaufen und gab dabei eine Menge Geld aus. Ich dachte, dass ich so die Aufmerksamkeit der Anderen auf etwas Interessanteres lenken kann, worüber sie dann reden konnten. Irgendwie funktionierte das auch.

Äußerlich schien es mir besser zu gehen. Das Foto schien in Vergessenheit geraten zu sein, denn meine Mitschüler*innen gingen zur gewohnten Tagesordnung über und schon bald gab es neuen Tratsch und Klatsch. Aber in meinem Inneren blieb es schwierig. Zwei Jahre lang war ich unglücklich, unsicher und ständig auf der Suche nach meinem alten ICH, dass ich scheinbar verloren hatte. Und dann habe ich meinen Freund kennengelernt. Er lebt fast vierzig Kilometer weit weg, aber auch er sagte: "Du bist doch das Mädchen von dem Foto den Brüsten".

Noch bevor ich verlegen werden konnte, beruhigte er mich und sagte: “Schöne Brüste hast du! Da gibt es wirklich nichts, wofür du dich schämen müsstest!”. Durch diesen einfachen Satz hat er mir unglaublich geholfen, alles zu akzeptieren!

Und um all dem einen Platz in meinem Leben zu geben, habe ich diese Sexting-Geschichte aufgeschrieben. Ich möchte damit allen Mut machen, die so etwas auch schon einmal erlebt haben. Sexting berührt dich tief und der Missbrauch von deinen eignen intimen Bildern kann dich stark verunsichern. Die wichtigste Botschaft dabei bleibt, dass du glücklich sein sollst, so wie du bist. Bleibe dir selbst treu und glaube daran, dass es besser werden kann, obwohl es nicht einfach ist!

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