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Handbuch zum Philosophieren

Let´s think about

Bietet Ihnen eine Vielzahl an Ideen und Anregungen, wie Sie mit Ihren Kindern über den kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien philosophieren können

Einleitende Worte

Immer mehr Kinder im Grundschulalter und beinahe alle Jugendlichen besitzen ein eigenes Smartphone. Das Leben junger Menschen findet heute fast rund um die Uhr online statt. Durch die Verbreitung des Internets sind Darstellungen von Erotik, Sexualität und Pornografie einem breitem Publikum zugänglich. So können Kinder und Jugendliche viel früher und oft unabsichtlich mit verschiedensten Formen von Sexualität bzw. sexuellen Darstellungen konfrontiert werden. Unbegrenzt und jederzeit ist Pornografie konsumierbar, doch gesellschaftliche Tabuisierung, Grauzonen der Legalität und Angst vor Entdeckung schwingen mit.

Eltern sind immer mehr gefordert. Hat das Internet bereits den Aufklärungsunterricht übernommen? Allen ist es bewusst, dass es Cybermobbing, Pornos und Sexting im Internet gibt. Doch wie reagieren wir? Was können Eltern tun? Wie kann man schnell und kompetent reagieren? Auf welche Weise können wir verantwortungsbewusst auf die zukünftige Entwicklung Einfluss nehmen? Wie lässt sich der eigene Platz in einer virtuellen Welt finden, die immer unübersichtlicher wird? Bringt das Internet mehr Chancen als Risiken? Wie können wir Kinder/Jugendliche bei der sicheren Nutzung des Internets unterstützen?

Aus Studien wissen wir, dass das Verschicken und Tauschen von eigenen Nacktaufnahmen über das Internet und Mobiltelefone, „Sexting“ (Zusammensetzung aus „Sex“ und Texting“), bei Jugendlichen immer populärer wird. Medienpädagogin Barbara Buchegger spricht davon, dass das Versenden von erotischen Fotos zur jugendlichen Lebenswelt gehört. Cybermobbing und Sexting sind Begleiterscheinungen in der Welt der Sozialen Netzwerke. "Kinder sind nicht nur wehrlose Opfer. Sie sind manchmal Opfer, aber oft sind es die Personen, die mitbekommen, was anderen passiert – und sie sind auch die Täter, die es anderen antun", sagte Medienpädagogin Barbara Buchegger (Saferinternet.at) bei der Fachenquete des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP).

Erotische Bilder oder Videos werden zum Flirten und auch innerhalb von Partnerschaften versendet. Dies kann für die Abgebildeten sehr unangenehme Folgen haben, vor allem dann, wenn die Aufnahmen in falsche Hände geraten und sie diese im Internet veröffentlicht wiederfinden. Oft gibt es keine Möglichkeit die Verbreitung zu stoppen, denn die Fotos oder Videos können auch Jahre später an verschiedenen Stellen im Internet auftauchen, denn das Internet „vergisst“ nicht.

Es ist eine große Herausforderung für Kinder und Jugendliche, aber auch für ihre Eltern, sich mit den digitalen Medien kritisch auseinanderzusetzen und Verantwortung wahrzunehmen, vor allem auch, wenn es sich um Tabuthemen, wie Pornografie handelt. Aufklärung ist gefordert. Einerseits geht es um eine behutsame Einführung in das Medium Internet, sowie um eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten und andererseits geht es um die sexuelle Aufklärung von Kindern und Jugendlichen. Kann man einen kritischen und konstruktiven Umgang mit dem Internet lernen? Wie und wo können Eltern ansetzen?

Junge Menschen dürfen in der Online-Welt nicht allein gelassen werden. Sie müssen ein Bewusstsein entwickeln, mögliche Risiken zu erkennen, sei es in der realen oder in der virtuellen Welt. Offenheit ist gefragt! Für Eltern darf es daher kein Tabu sein mit ihren Kindern über Sexualität und auch über Internetpornografie sowie Sexting zu sprechen. Gespräche über Sexualität sind oftmals schwierig, vor allem dann wenn in Familien das Thema ausgeklammert wurde. Doch auch wenn Eltern manchmal glauben, dass ihre Kinder sowieso schon alles wissen, besteht gerade heute in der Zeit digitaler Medien ein großer Bedarf an Aufklärung.

Im Folgenden werden neue Wege aufgezeigt, um mit den Kindern in einen Dialog zu kommen, um Beziehungen zu vertiefen und Vertrauen aufzubauen. Anhand von Geschichten, Fallbeispielen und diversen Texten soll Eltern durch den philosophischen Dialog ein anderer Zugang zum Thema „Internetpornografie“ ermöglicht werden.

Beim Philosophieren geht es darum junge Nutzerinnen und Nutzer von neuen Medien zu motivieren Fragen zu stellen und ihr kritisches Denken und ihre Reflexionsfähigkeit zu fördern. Außerdem sollen sie für die ethischen Dimensionen sensibilisiert werden. Doch wie kann ich mein Kind begleiten und sensibilisieren? Wie entwickelt sich ein gemeinsamer Dialog, sodass Kinder auch über ihre Erfahrungen sprechen?

Der philosophische Dialog

Der philosophische Dialog wird in der Aufklärung und Prävention eingesetzt. Er ermöglicht Fragen, Probleme, Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren und gemeinsam zu reflektieren. Es geht darum, zum Fragen zu ermutigen. Kinder und Jugendlichen sollen erfahren, dass es wesentlich ist, Fragen zu stellen und nicht alles als gegeben hinzunehmen. Was sind Freunde/ Freundinnen? Sind Facebook-Freunde echte Freunde? Was macht Freundschaft aus? Weiß ich etwas, da ich es im Internet gelesen habe? Was ist Wissen? Wie weiß ich was wahr ist? Wann kenne ich jemanden? Kann ich einem Menschen vertrauen, den ich noch nie persönlich getroffen habe? Was ist Vertrauen?

Wichtig ist es verschiedene Arten von Fragen zu stellen, zum Beispiel:

  • Fragen, die zur Klärung führen,
  • Fragen, die zur Prüfung von Annahmen beitragen,
  • Fragen, die zur Prüfung von Gründen und Beweisen führen,
  • Fragen, die unterschiedliche Standpunkte und Blickwinkel erkennen lassen, ...

Die nachfolgenden Materialien bieten Ihnen die Möglichkeit, den philosophischen Dialog in den Familienalltag einfließen zu lassen. Durch die Stärkung der Sozial- und Reflexionskompetenzen werden Selbstschutzfaktoren gestärkt und Fähigkeiten gefördert, äußeren Einflüssen zu widerstehen Es ist ein Teil einer ganzheitlichen Methode zur Gesundheitsförderung, die Präventionsbotschaften aktiv unterstützt.

Die Geschichten und Fallbeispiele, sind dabei wie „Texte“ zu betrachten, aus denen „gelesen“ werden kann, um darüber nachzudenken und darüber zu sprechen, mit dem Ziel, Überlegungen anzuregen und den Prozess des Verstehens in Gang zu setzen. Die vorliegenden Materialien enthalten Übungen und Diskussionspläne zu Themen: Freundschaft, Verantwortung, Respekt, die Macht des Bildes, ...

Handreichung zum Philosophieren

Im Folgenden finden Sie eine Handreichung für das gemeinsame Nachdenken und das philosophische Gespräch mit Ihren Kindern.

Drei Arten von Anregungen werden unterschieden:

Leitgedanken
Die Leitgedanken sollen Eltern helfen, die verschiedenen Konzepte und philosophischen Ideen, die in einem Gespräch über Internetpornografie angesprochen werden können, besser zu verstehen, um auch mit den Fallbeispielen, Dialogen besser arbeiten zu können. Es sollen hilfreiche Hinweise sein, um über die Konzepte und über die möglichen Themen im Vorhinein (vor dem Gespräch) nachzudenken.
Diskussionspläne
Dabei handelt es sich um Listen von Fragen, die zum philosophischen Fragen und Nachfragen ermutigen sollen. Sie zielen darauf ab, mit den Teilnehmenden in einen Dialog zu kommen und differenziertes Denken zu üben.
Übungen
Die Übungen beziehen sich auf das Klären, Eingrenzen und Gebrauchen von Konzepten, andererseits helfen sie einige Fähigkeiten und Fertigkeiten zu üben sowie sich mit unterschiedlichen Methoden auseinanderzusetzen.

Eine Auswahl von Fallbeispielen und Geschichten, die als Einstieg in das Gespräch mit Ihrem Kind/Ihren Kindern dienen können:

  • Geschichte

    Mein “Freund” Ben

    Ist eine Geschichte die zum Nachdenken anregen soll, was überhaupt ein Freund/eine Freundin ist. Was bedeutet Freundschaft? Was ist Vertrauen? Sind alle meine Facebook-Freunde/Freundinnen echte Freunde/Freundinnen, denen ich vertrauen kann?

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Geschichte

    Du hast doch nichts zu verbergen!

    In dieser Geschichte geht es um Yvonne, die ihrer Freundin Julia vertraut. Hier geht es vor allem auch um ein Foto, das Julia ihrem Freund geschickt hat.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Geschichte

    Heleen - „schöne Brüste“

    Die Geschichte handelt von Heleen, einem 15-jährigen Mädchen, welches in einem Sozialen Netzwerk aufgefordert wurde Nacktfotos von sich aufzunehmen und an einen Jungen zu senden. Durch diesen Jungen wurden die privaten Bilder von Heleen in Umlauf gebracht und weiter verbreitet. Dennoch lernt sie einen Freund kennen, mit dem sie glücklich ist.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Dialog

    Die Sexmesse

    In diesem Dialog zum Thema Internetpornografie zeigt sich, dass Realität und Virtualität oft voneinander abweichen können. Das Internet und Filme führen häufig zu unrealistischen Erwartungen.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Comic

    Ein Bild mit Folgen

    In dem Comic „Ein Bild mit Folgen“ geht es um ein minderjähriges Mädchen, das im Internet ein typisches Mädchenspiel spielt und dabei angeblich mit einem anderen „Mädchen“ regelmäßig chattet. Es wird geschildert, wie schnell und vor allem wie einfach es geht, die Privatsphäre anderer Menschen zu verletzen, Fotos im Internet zu verbreiten und eine andere Person damit bloßzustellen.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Fallbeispiel

    Beim Sex gefilmt

    In diesem Fallbeispiel wird gezeigt, wie das Vertrauen von Minderjährigen missbraucht wurde und sehr intime Aufnahmen von ihnen im Internet verbreitet wurden.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Fallbeispiel

    Žaneta

    Žaneta, ein 15 jähriges Mädchen aus Tschechien, fand über eine Online-Community einen Freund, der sie verstand und dem sie vertraute. Leider wurde dieses Vertrauen missbraucht. aus dem engen Verhältnis ein Alptraum, der nun von der Polizei weiterverfolgt wird und bis heute nicht beendet ist.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

  • Fallbeispiel

    Ein Vater berichtet

    In diesem Fallbeispiel wird aus der Sicht eines Vaters geschildert, wie auf einmal Nacktfotos von seinem 6-jährigen Sohn im Internet kursierten.

    Folgende Themen können Sie anhand dieser Geschichte mit Ihrem Kind/ Ihren Kindern vertiefen:

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